130.
Johann Arndt
Nehmen wir den Fall an: Ein Mensch kann
nicht mehr beten, denkt auch nicht mehr
ans Gebet, so dass es scheint, es wäre alles
aus. Aber einerseits, wenn er sich
danach sehnt zu beten, es aber nicht kann
und das in seinem Herzen schmerzlich
empfindet, dann ist gerade diese Plage
und Angst wegen seines völligen
Unvermögens ein Gebet. Denn er betet ja
gerade damit, dass er klagt, er könne es
nicht und dass ihm dieses Unvermögen
innerlich weh tut: Gerade damit betet er am
heftigsten. Und das ist das unaussprechliche
Seufzen des Heiligen Geistes, von dem der
Römerbrief spricht.
Johann Arndt