227.

Herr

Kinderweinen, Kinderlachen,
der Lärm des Tages und der Nacht,
dieses und viel and´re Sachen
haben mich einst taub gemacht;
und sprichst Du noch so leise Worte
über die Liebe, die betört -
sie öffnen meines Herzens Pforte,
sagte ich doch: Ich hab´ gehört.
Und meine Stummheit, meine Stille,
die mich zum ew´gen Schweigen bringt:
vergebens jener starke Wille,
dem jedes leichte Wort misslingt.
Mögen sie spotten, jene Damen,
auch über meinem stillen Grab -
Ruf´ ich nur einmal Deinen Namen,
sag´ ich, dass ich gesungen hab´.
Und mag ich blind sein dieses Leben,
nur Dunkelheit um mich herum:
ich wüsste Dir viel zu geben,
ganz gleich ob blind, ob taub, ob stumm;
und mag die Welt nichts taugen
mit leichten werten, die vergeh´n -
Schaute ich einmal in Deine Augen,
so sagte ich: Ich hab´ geseh´n
Dann, eines Tages werd´ ich gehen,
verlassen diese dunkle Welt;
und habe ich nur Dich gesehen,
die meine Dunkelheit erhellt:
Ich brauch´ kein Mitleid, kein Erbarmen,
kein Ziel, nach dem man ewig strebt -
schlief´ ich nur ein in Deinen Armen
so sagte ich: Ich hab´ gelebt


Rolf Högemann