273.

"Leid" und "Trost"

Fragst du oft in bangen Stunden:
Warum ist mir das gescheh'n?
Warum muss ich diese Pfade,
die so rauh an Dornen, geh'n?
Arme Seele, dann erwähle
dir ein Plätzchen am Altar!
Dorthin trage deine Frage,
leg sie Jesu Herzen dar!

Und du wirst die Antwort hören:
Weil mein Herz so sehr dich liebt,
darum Teil an seinen Schmerzen
dir in reichem Maß es gibt.
Nur aus Liebe mach' ich trübe
dir die Erde, nur aus Huld
schenk' ich Leiden dir statt Freuden,
aber Kraft auch und Geduld.

Sag' mir, wann die größte Liebe
wohl ein Mutterherz durchglüht?
Ist's nicht dort, wo sie am Bettlein
ihres kranken Kindes kniet?
Seine Schmerzen fühlt im Herzen
doppelt sie und dreifach dann.
Ja, sie weichet nicht, und reichet
Hilf' und Trost ihm, wo sie kann.

So, du liebe Menschenseele,
so umfasst auch dich mein Herz,
jetzt mit wunderbarer Liebe,
teilt und heilt all denen Schmerz.
In gesunden Glücksstunden
war ich nie so nahe dir;
doch verborgen in den Sorgen
und im Kreuz - jetzt steh' ich hier.

Willst du mir die Tür nicht öffnen?
Willst du mich nicht lassen ein?
Meine Haare sind voll Nachttau,
und mein Herz fühlt sich allein.
Liebe Seele, du erwähle
doch das Kreuz aus meiner Hand,
das ich heute dir bereite
und dir biet' als Unterpfand!

Sieh' so klingt es süß und leise
vom Altare in das Herz,
welches, dort sich auszuweinen,
kam in Liebe und in Schmerz.
Traurig kam es, freudig nahm es
Trost und Frieden mit sich fort,
und im Herzen fühlt's die Schmerzen
kaum noch ob so süßem Wort.

O du Herz, voll Leid und Liebe,
wunderbares Herz des Herrn!
Wer von Deiner Lieb' entzündet,
trägt das Kreuz getrost und gern.
Alle Klagen, alle Fragen,
sie verstummen am Altar.
Du, das eine, ewig reine
Licht des Lebens, macht sie klar.

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O Jesu treu, sieh an die Reu',
die ich aus Lieb' zu Dir erneu',
jetzt und zu jeder Stunde!
Ein Zufluchtsort sei mir hinfort
Dein heiliges Herz, vom Speer durchbohrt;
dann werd' ich bald gesunden.